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Albert Gayet - ein Grabräuber der sich als Archäologe tarnte

Von der Geschichte der "Archäologie" und wie tausende Funde unwiderruflich verloren gingen


Albert Gayet wurde am 17. September 1856 in Dijon geboren. Er war französischer Ägyptologe und Direktor bei den Ausgrabungen in Antinoupolis 300 Kilometer von Kairo entfernt, in Oberägypten. Antinoupolis wurde auf den Ruinen einer Altägyptischen Stadt erbaut und von Kaiser Hadrian zu Ehren seines verstorbenen Eromenos Antinoos im Oktober 130 neu erbaut. Sie gehört zu einer der größten Städte von Oberägypten.

Ohne Gayets umfangreiche Recherchen und Dokumentationen des Geländes wäre nur sehr wenig über diese griechisch-römische Stadt bekannt. Aber er war nicht nur Segen für die Archäologie. Der Ägyptologe öffnete in 6 Jahren rund 40.000 Gräber, auf der Suche nach wertvollen Stoffen und Funden. Ende des 19. Jahrhunderts gab es eine riesen Nachfrage nach der Mode der "ersten Christen". Einfache Gewandung war uninteressant und wurde einfach auf den Gräberfeldern liegen gelassen. Mumien die wertvoll erschienen wurden ausgewickelt, wenn nötig wurden auch die Köpfe abgetrennt.

„Überall, soweit das Auge reicht, erkennt man schwarze Löcher, wo Gräber geöffnet worden sind – und andere schwarze Punkte erweisen sich beim Näherkommen als Menschenleiber, - als geöffnete, ihrer Binden und Gewänder entledigte Mumien, die achtlos hier liegen geblieben sind und langsam, überaus langsam nun zerfallen. Die Sonne brennt auf ihre durch Mumisierung und Alter schwarz gewordene Haut, diese springt auf, fällt allmählig ab, und es tritt dann der nackte Knochen zu Tage, anfänglich braun, dann in der heissen Sonne weiss wie Elfenbein bleichend. So liegen sie da, die einst so pietätvoll Begrabenen – hier ein kompletter Körper mit Haut und Haar, dort ein Kadaver ohne Kopf, mit aufgesprungener Brust, aus der die weiss gebleichten Rippen grell zu Tage treten. Und das Bild, das ich Ihnen hier male, wird noch grausiger, wenn wir das Plateau des Gräberfeldes erreicht haben. ... Wahrlich kein Anblick für zartnervige Leute, ein Schlachtfeldbild ergreifendster Art.“

Robert Forrer, Mein Besuch in El-Achmim. Reisebriefe aus Aegypten, Strassburg 1895


Gayet hatte ein großes Talent dafür sich und seine Funde zu vermarkten. Er inszenierte Modeschauen mit gewandungen, die er in den reicheren Gräbern gefunden hatte und löse so einen regelrechten Modeboom aus. Jeder der etwas auf sich hielt wollte sich kleiden wie die ersten Christen. Widerspruch an seinen Methoden kam nur sehr vereinzelt und ist auch kaum nennenswert. Auch wurden die Mumien oft nicht zurückbestattet sondern entweder einfach liegen gelassen oder verkauft.


Alles in allem kann man sagen dass in der Zeit ungaublich viel verloren ging. Und das ist nicht allein Gayets Schuld. Schuld war der vorherrschende Zeitgeist.

Das verlangen nach Mumien und wertvollen Schätzen stand nachhaltiger, wissenschaftlicher Archäologie entgegen.


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